Ausgabe 4Fantastische Fabelwesen

DER KENTAUR

Mit 4 Hufen im Leben stehen

Oberkörper, Kopf und Arme sind menschlicher Natur, ab der Hüfte erstreckt sich der fellüberzogene Körper eines Pferdes. Er ist intelligent und der Sprache mächtig und blickt stundenlang, meist sogar tage- und wochenlang in den Sternenhimmel. Hinter dieser Beschreibung verbirgt sich das fantastische Mischwesen, das unter zweierlei Namen in die Geschichten, Märchen und Mythologien einging: der Kentaur bzw. der Zentaur.

Wie bei so vielen Fabelwesen ist auch die Ursprungsquelle des Kentaurs die griechische Mythologie. Der Urvater der Kentauren ist der menschliche König Ixion, der das Oberhaupt der Lapithen (ein aus der Mythologie bekanntes, sagenumwobenes Volk des antiken Griechenlands) war. Die Mutter war laut Sage eine Wolke (in der griechischen Mythologie wird diese Nephele genannt), die das Aussehen der Göttin Hera besaß. Erschaffen wurde diese von Zeus, da dieser den Verdacht hegte, Ixion würde sich an seiner Gattin und zugleich Schwester Hera vergehen wollen. Ixion, der sich an jenem Abend volltrunken auf die Suche nach Hera machte, fiel auf die List des obersten olympischen Gottes rein und hielt die Wolke für die angebetete Göttin. Aus der Vereinigung zwischen ihm und jener Nephele entsprangen dann die ersten Kentauren, die von fortan Krieg gegen die Lapithen führten.

Während dieser Ursprungsmythos kaum Bekanntheit genießt, ist das Mischwesen aus Mensch und Pferd uns sehr wohl ein Begriff. Man denke nur an die Zentauren der Harry-Potter-Reihe: Ronan, Bane und Firenze oder an jene vierbeinigen Fabelwesen, die als Teil der Streitmacht des göttlichen Löwen Aslan über die Seiten der Buchreihe Die Chroniken von Narnia galoppierten oder aber an den Kentaur Caíron, der in Michael Endes Roman Die unendliche Geschichte eine tragende Rolle einnimmt.

Die Kentauren, die wir aus berühmten Fantasyklassikern kennen und lieben gelernt haben und jene, die der Mythologie entsprangen, weisen zahlreiche Parallelen auf, die ein klares Bild des mythenumwobenen Mischwesens zeichnen. Kentauren leben in Gruppen zusammen, die sie selbst als „Gestirne“ bezeichnen. Häufig sind diese Gestirne in verborgenen und magischen Wäldern, wie im verbotenen Wald der Harry-Potter-Saga, anzutreffen. Fremde bezeichnen die Kentauren nicht selten als wildes, eigenwilliges und brutales Volk, das nie Frohsinn und gute Laune versprüht. Dieser Eindruck wird den Mischwesen jedoch bei weitem nicht gerecht und ist vermutlich auf deren Ausrüstung mit Pfeil und Bogen oder deren Wortkargheit zurückzuführen. Wer einmal mehr Zeit in einem Gestirn zubringt, wird schnell feststellen, dass Kentauren in Wahrheit Träumer sind, die durch die Planetenkonstellation die Zukunft voraussagen können. Doch ihre Deutungen versteht nicht jeder Normalsterbliche, da sie in Reimen und Rätseln zu sprechen pflegen. Auch Firenze, ein Zentaur des Harry-Potter-Universums, war in den Disziplinen Astrologie und Hellsehen bewandert, weshalb er später das Fach Wahrsagen zusammen mit Professor Trelawney in Hogwarts unterrichtete.

Neben der Sterndeuterei versteht sich der Zentaur auch im schnellen Galopp und Bogenschießen. Seine Treffsicherheit ist legendär und bei einem Wettrennen würden Menschen, Zauberer und Hexen stets den Kürzeren ziehen. Ob er auch die Olympischen Super-Sci-Fi-Spiele in den Kategorien Sprint und Schießen für sich entscheiden würde, erfahren wir wohl erst, wenn sich die Spiele auch für fantastische Wesen öffnen.

Julia ist die Ambivalenz auf zwei Beinen. Sie lebt einerseits mit Dinosauriern und Shakespeare in der Vergangenheit, ihr (seit drei Jahren) fast vollendeter Debüt-Roman spielt jedoch in der Zukunft. Sie wollte eigentlich etwas "Sicheres" studieren und ist jetzt blöderweise im Journalismus gelandet. Dort ist sie ganz nebenbei Mate-abhängig geworden und mit ihrer Tastatur verwachsen.

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