Ausgabe 8Planetastisch

EIN STERN, DER DEINEN NAMEN TRÄGT

Die Black-Familie bei Harry Potter

Ganz gleich, ob sie mithilfe von Konstellationen die Zukunft prophezeien, ihre Kraft aus dem magischen Leuchten von Himmelskörpern beziehen oder in mondlosen Nächten finsteren Ritualen nachgehen. Hexen und Sterne, das passt einfach zusammen. Und so entschieden sich die Blacks – eine der ältesten, reinsten und nobelsten Zaubererfamilien in der Welt von Harry Potter – dass sie ihre eigenen Kinder nach Sternen, Sternbildern oder gleich ganzen Galaxien benennen. Heute stellen wir euch eine Auswahl dieser Figuren vor und zeigen, dass der dazugehörige Stern in manchen Fällen sehr passend gewählt ist.

Das berühmteste Mitglied der Black-Familie ist für Fans der Reihe mit Abstand Sirius. Er stellte innerhalb seiner Sippe die absolute Ausnahme dar, da er nicht vom Wahn des reinen Magierbluts getrieben war und diese Weltansicht ablehnte. Von seiner Familie wurde Sirius wegen seiner Abweichungen verstoßen. Passenderweise war er der einzige Black, der in seiner Hogwartszeit nicht in das Haus Slytherin eingeordnet wurde, sondern nach Gryffindor kam. Dort freundete er sich unter anderem mit James Potter an und wurde schließlich auch der Patenonkel von dessen Sohn Harry. Außerdem war Sirius ein Animagus; er konnte sich jederzeit in einen großen, schwarzen Hund verwandeln.

Das astronomische Pendant zu dieser beliebten Figur ist in zweierlei Hinsicht herausragend: Sirius ist nicht nur einer der erdnahsten Sterne überhaupt, sondern auch der hellste des irdischen Nachthimmels. Kein anderer Stern leuchtet kräftiger. Die alternative Bezeichung Canis Majoris passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge, denn ins Deutsche übersetzt bedeutet dieser Name Hundsstern, da sich Sirius im Sternbild des Großen Hundes befindet.

Der jüngere Bruder von Sirius trug den Doppelnamen Regulus Arcturus. Weil er den traditionellen Vorstellungen seiner Eltern folgte, war er deren Lieblingssohn. In seiner Jugend wurde Regulus ein Todesser, kehrte Lord Voldemort später jedoch den Rücken zu. Als er von den Horkruxen des dunklen Lords erfuhr, ersonn er sogar einen Plan, diese zu zerstören. Beim Versuch, das Medaillon Salazar Slytherins zu vernichten, starb Regulus allerdings. Auch wenn Regulus kein Gryffindor war, so war die Abkehr von Voldemort zweifelsohne mutig. So manch einer würde vielleicht behaupten, dass man für eine derartige Aktion das Herz eines Löwen braucht.

Wie passend, dass der arabische Name des dazugehörigen Sterns Qalb al-Asad lautet, was genau das bedeutet: Herz des Löwen. Die lateinische Bezeichnung Regulus kann mit Kleiner König oder Prinz übersetzt werden, was der Stellung von Sirius‘ Bruder innerhalb der Black-Familie sehr nahekommt. Der Himmelskörper Arcturus befindet sich im Sternbild Bärenhüter und bildet gemeinsam mit Regulus und Spica das Frühlingsdreieck. Er ist der leuchtkräftigste Stern des Nordhimmels und der dritthellste am irdischen Firmament überhaupt. Außerdem ist der Stern für seine eigenwillige Bewegung innerhalb der Milchstraße bekannt, die in starkem Kontrast zu seinem Umfeld zu stehen scheint. Ein Hinweis auf den Sinneswandel des Charakters?

Erwähnenswert ist auch Bellatrix, die von Sirius selbst als seine „gestörte Cousine“ bezeichnet wurde. Bellatrix, die in die Lestrange-Familie einheiratete, war eine sehr mächtige Hexe, die beizeiten zu Voldemort überlief und in späteren Jahren seine loyalste Dienerin werden sollte. Nach der Folterung der beiden Auroren Alice und Frank Longbottom (Nevilles Eltern) im Jahr 1981 wurde sie zu lebenslanger Haft in Askaban verurteilt. Nachdem Voldemort Mitter der 90er-Jahre wieder zu alter Stärke fand, entkam Bellatrix mit sieben anderen Gefolgsleuten des dunklen Lords bei einem Massenausbruch aus dem Gefängnis. Als eine der ranghöchsten Todesserinnen ermordete sie zunächst Sirius und kämpfte später bis zum Schluss in der Schlacht um Hogwarts, wo sie jedoch von Molly Weasley getötet wurde.

Der Stern Bellatrix ist Teil der Orion-Konstellation und leuchtet am Nachthimmel in einem kühlen Blau. Sein aus dem Lateinischen stammender Name beschreibt die martialische und brutale Art der bösen Hexe aus Harry Potter ziemlich gut, denn er bedeutet so viel wie weibliche Kriegerin. Ansonsten ist der Stern ein bis heute kaum erforschter Himmelskörper, über den noch wenig bekannt ist.

Es gibt noch weitere Mitglieder der Black-Familie, die kosmische Namen tragen, so etwa Orion, Cassiopeia oder Pollux, den Abschluss unserer Namensreihe bildet jedoch Andromeda. Sie war die Schwester von Bellatrix Lestrange und Narcissa Malfoy (Dracos Mutter) und somit ebenfalls eine Cousine von Sirius. Auch sie wurde verstoßen, da sie nach ihrer Zeit in Hogwarts (als Slytherin-Schülerin) den muggelstämmigen Zauberer Edward Tonks heiratete und in den Augen ihrer Familie so zur Blutsverräterin wurde. Mit ihrem Ehemann hatte sie eine Tochter, Nymphadora, die später wiederum Remus Lupin, einen der engsten Freunde von Sirius, heiratete. Deren gemeinsames Kind Teddy wurde der Patensohn von Harry Potter. Andromeda war eine entschlossene Gegnerin Lord Voldemorts und unterstützte bei dessen Rückkehr den Orden des Phönix, in dem Nymphadora und Remus Mitglieder waren.

Andromeda-Galaxie
(Adam Evans, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons)

Im astronomischen Kontext bezeichnet Andromeda sowohl eine Galaxie als auch ein Sternbild. Erstere ist vor allem deshalb bekannt, da sie mit „nur“ 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung die nächstgelegene Galaxie zur Milchstraße, also unserer kosmischen Heimat ist. Kein anderes Objekt, welches wir am Nachthimmel unter günstigen Bedingungen mit bloßem Auge beobachten können, ist weiter von der Erde entfernt. Zu bewundern ist die Galaxie im gleichnamigen Sternbild, welches nach einer Prinzessin der griechischen Mythologie benannt wurde. Andromeda war die Tochter Kassiopeias und des äthiopischen Königs Kepheus. Ihre Mutter erzählte öffentlich, dass Andromeda schöner sei als die berüchtigten Nereiden, den Nymphen der See. Diese Hybris erzürnte Poseidon und er entsandte ein schreckliches Seeungeheuer mitsamt einer Flutwelle, um das Land zu strafen. Andromeda sollte nach den Weisungen eines Orakels dem Monster geopfert werden, um den Meeresgott zu besänftigen, doch der Held Perseus rettete die Prinzessin, heiratete sie und gemeinsam wurden sie glücklich. Die Gemeinsamkeit der beiden Figuren liegt auf der Hand: Sie entkamen aus den Fängen einer hochmütigen Familie in die Geborgenheit eines liebenden Partners.

Christopher stammt von den Hängen des Erzgebirges, suchte jedoch beizeiten das Abenteuer in der großen Stadt. Seit Kindertagen interessiert er sich für die Länder, Kulturen und Sprachen dieser und anderer Welten. Heraus kamen ein Ethnologie-Studium in Leipzig, die Begeisterung für Tolkiens Werke und ein Plüsch-Chewbacca auf der Couch.

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