Im Januar diesen Jahres brach der Hunga Tonga in Ozeanien aus. Die Eruption gilt als eine der heftigsten der letzten Jahrzehnte. Während die direkten Auswirkungen im unmittelbaren Umfeld teilweise verheerend waren, machte sich der Ausbruch auch in weit entfernten Teilen der Erde bemerkbar. Die enorme Druckwelle umrundete mehrfach den Globus und war mit Messgeräten selbst in Deutschland wahrnehmbar. Der Explosionsknall ist das vermutlich lauteste je nachgewiesene Geräusch, selbst im 9700 Kilometer entfernten Alaska war er zu hören. Welche Langzeitfolgen diese Katastrophe auf unseren Planeten haben kann, bleibt abzuwarten, denn die Vergangenheit zeigt uns, dass derartig starke Eruptionen nicht nur das Klima, sondern auch die Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und sogar Kunst, Literatur und Popkultur der nächsten Jahrzehnte maßgeblich beeinflussen kann. Es folgt eine Zeitreise in die Geschichte der verheerendsten Vulkanausbrüche unserer Erde.
Die Asche antiker Kulturen
Jeder kennt wohl diese Erzählung: wir schreiben das Jahr 79 n. Chr. und befinden uns in der Gegend der heutigen Großstadt Neapel, am Fuße des Vesuv. Seit über sieben Jahrhunderten zeigt der berühmte Vulkan zu diesem Zeitpunkt keine nennenswerten Aktivitäten. Florierende römische Städte befinden sich in unmittelbarer Nähe des Berges. Doch im Sommer oder Herbst besagten Jahres explodiert der Gipfel des Vesuv mit einem lauten Knall, Lava wird kilometerweit in die Lüfte geschleudert und riesige Gesteinsbrocken bahnen sich rasend ihren Weg durch das Umland. An jenem verhängnisvollen Tag werden vier Siedlungen der Römer unter einer bis zu 25 Meter dicken Schicht aus Geröll, Staub und Asche begraben. Dabei erwischt es nicht nur das berühmte Pompeji, sondern auch Herculaneum, Oplontis und Stabiae. Schätzungsweise 5000 Menschen finden durch die Katastrophe den Tod.
Mehrere Aspekte machen diese Eruption des Vesuv zum wohl bekanntesten Vulkanausbruch der Geschichte, vielleicht sogar zur bedeutendsten Naturkatastrophe überhaupt. Erstens stellte sie einen Einschnitt für das aufstrebende Römische Reich dar. Das Weltimperium befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Machthöhepunkt und musste sich eingestehen, dass nicht nur fremde Armeen dem eigenen Land schaden können. Zweitens gilt sie als die erste durch Augenzeugen beobachtete und schriftlich dokumentierte Naturkatastrophe. Der berühmte Historiker Plinius der Jüngere, dessen Onkel Plinius der Ältere bei dem Ausbruch ums Leben kam, schilderte den Ablauf des Ereignisses detailgetreu. Drittens sind vor allem die archäologischen Sensationsfunde der verschütteten und zur Zeit der Ausgrabungen (18. Jahrhundert) unbekannten Orte inklusive ihrer hilflosen Opfer bis heute ein Meilenstein der Archäologie. Das Schicksal Pompejis und der anderen Siedlungen hat seitdem vor allem auch Einzug in die Welt der Kunst und Literatur gehalten.


Doch im Altertum kam es auch vor diesem Ausbruch des Vesuv zu verheerenden Vulkaneruptionen mit teils gravierenden Folgen für bestimmte Zivilisationen. Bereits um das Jahr 1600 v. Chr. brach der Vulkan Thera auf der Insel Santorin in der Ägäis aus. Die Katastrophe zerstörte die Siedlung Akrotiri, was möglicherweise der Ausgangspunkt für schwerwiegende Handelsengpässe der auf Kreta ansässigen Zivilisation der Minoer war und letztendlich zum Untergang dieser ersten europäischen Hochkultur geführt haben könnte. Die Legende von Atlantis und auch die zehn biblischen Plagen werden mit den direkten Nachwirkungen dieser Eruption (Tsunamis, Ascheregen, Verdunklung der Sonne) in Verbindung gebracht.
Auf der anderen Seite der Erde zerstörten Eruptionen des Popocatépetl und des Xitle im Tal von Mexiko in einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten (zwischen den Jahren 30 und 300) viele Städte und Dörfer, darunter den damaligen, überregional bedeutenden Knotenpunkt Cuicuilco. Tausende Menschen flohen in das Umland und es entstanden massive Migrationsbewegungen. Viele Flüchtlinge ließen sich in Teotihuacán nieder, was wahrscheinlich den rasanten Aufstieg dieser Stadt zu einem der wichtigsten Zentren des präkolumbianischen Mexikos begünstigte.
Das dunkle Mittelalter
Mit dem Übergang von der Antike zum Mittelalter kam es weltweit, vor allem jedoch in Europa und Teilen Asiens, zu schwerwiegenden Umwälzungen in politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Hinsicht. Die Völkerwanderungszeit veränderte die Kulturlandschaft des europäischen Kontinents maßgeblich, Imperien, wie jene der Römer oder Perser, zerfielen und aufgrund einer Zunahme von Missernten grassierten Hungersnöte und Krankheiten. Selbstverständlich trugen zahlreiche Faktoren zu diesen Entwicklungen bei, beachtenswert ist jedoch, dass sich in dieser Zeit vor allem auch das weltweite Klima veränderte.
Eine Rekonstruktion der Durchschnittstemperaturen der nördlichen Hemisphäre zeigt eine Tendenz zu wechselhaftem, nasskaltem Wetter mit extremen Erscheinungen zwischen dem 4. und 9. Jahrhundert – also genau in jener Zeit, die oft als dunkle Jahrhunderte betitelt werden. Der Höhepunkt dieser Klimaanomalie lag zwischen den Jahren 535 und 660 und betraf hauptsächlich Eurasien und Nordamerika; schätzungsweise demnach mehr als die Hälfte der Landmasse der Erde. Zahlreiche zeitgenössische Historiker, von Rom bis China, untermauern durch ihre Aufzeichnungen die damaligen klimatischen Veränderungen. Sie berichten von seltsamen Wetterphänomenen wie ungewöhnlichem, trockenem Nebel, Schnee im Sommer oder einer sichtbaren Trübung der Sonne und des Himmels. In Skandinavien könnten die besonders harten Winter dieser Zeit die Legende des Fimbulwinters inspiriert haben, der den Untergang der Welt, Ragnarök, ankündigt.
Der Grund für diese Kälteperiode zu Beginn des frühen/dunklen Mittelalters sind nach heutigem Wissensstand höchstwahrscheinlich erhöhte vulkanische Aktivitäten weltweit und zwei besonders heftige Eruptionen binnen kurzer Zeit. Im Jahr 536 ereignete sich laut Bohrkernanalysen ein gewaltiger Ausbruch in den höheren Breiten der Nordhalbkugel. Am wahrscheinlichsten kommt dafür ein Vulkan auf Island in Frage, jedoch ist auch eine Eruption im Norden Amerikas denkbar. Nur drei bis vier Jahre später brach der Ilopango im heutigen El Salvador in Mittelamerika aus. Bei dieser Katastrophe wurden zahlreiche Maya-Dörfer im Umland zerstört und vermutlich zehntausende Menschen getötet. Auch der bis heute sagenumwobene Untergang Teotihuacáns wird mit der Katastrophe in Verbindung gebracht (womit sich der Kreislauf dieser Stadt gewissermaßen schließt).
Zwei Berge, tausende Kilometer voneinander entfernt, reichten demnach aus, um den halben Globus in eine Mini-Eiszeit zu stürzen. Verantwortlich für diesen vulkanischen Winter waren vor allem die Unmengen an Asche- und Staubpartikel, die durch die Eruptionen in die Erdatmosphäre geschleudert wurden, sich dort großflächig verbreiteten und dazu führten, dass die Sonneneinstrahlung nachhaltig gemindert wurde. Dies führte zu den erwähnten Wetteranomalien, aus denen Missernten, Hungersnöte und Pandemien resultierten, die wiederum einen Anteil an den kulturellen und soziopolitischen Veränderungen dieser Epoche hatten.
Wegweiser in der menschlichen Geschichte
Ab dem 10. Jahrhundert erholte sich das globale Klima wieder. Es begann die sogenannte Mittelalterliche Warmzeit. Bereits im Jahr 1257 ereignete sich allerdings eine der heftigsten Vulkaneruptionen der letzten 7000 Jahre, als der Samalas auf der indonesischen Insel Lombok ausbrach. Neben katastrophalen Folgen für die direkte Umgebung läutete diese Eruption eine erneute planetare Kälteperiode ein. Die Rede ist von der Kleinen Eiszeit, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert das weltweite Klima beherrschte.
Nach der Jahrtausendkatastrophe des Samalas trug eine Reihe von weiteren heftigen Vulkanausbrüchen zu schwerwiegenden klimatischen, aber auch politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in dieser Zeit bei. Weltweit kam es zu extremen Wettererscheinungen (Überschwemmungen, Stürme, bitterkalte Winter, nasskalte Sommer) und einem rasanten Gletscherwachstum, das es in diesem Ausmaß seit der letzten (tatsächlichen) Eiszeit nicht mehr gegeben hatte. Flüsse, Seen und Kanäle, wie etwa die niederländischen Grachten oder die Großen Seen in Nordamerika, waren oft monatelang zugefroren; inmitten auf der eisbedeckten Themse in London fand in dieser Zeit mehrfach der sogenannte Frostjahrmarkt statt.


Doch das wechselhafte Wetter führte, wie schon in der frühmittelalterlichen Kaltzeit, zu Missernten, Hungersnöten, Seuchen und schließlich zu sozialen und politischen Spannungen. Eine allgemeine Weltuntergangsstimmung prägte vor allem europäische Gesellschaften in jener Epoche: die Höhepunkte der Hexenverfolgungen und mittelalterlich-neuzeitlichen Judendiskriminierung sowie der Dreißigjährige Krieg fielen in diesen Zeitraum.
Zwei Ausbrüche von Supervulkanen beeinflussten jedoch unmittelbar zwei Ereignisse der damaligen Zeit, die Zäsuren in der Geschichte darstellen sollten. Entweder 1452 oder 1453 brach der Kuwae im damals für Europa völlig unbekannten Vanuatu in Ozeanien aus. Im direkten Umfeld riss die Explosion eine ganze Insel auseinander, doch die in die Atmosphäre injizierten Staubpartikel führten zu noch extremeren Wetteranomalien auf dem gesamten Globus. In weiten Teilen Europas fiel die Ernte komplett aus und China erlebte einen der härtesten und längsten Winter überhaupt (bis in die Sommermonate hinein), bei dem das Gelbe Meer bis 20 Kilometer vor die Küste zufror und Zehntausende den Kälte- oder Hungertod starben.
Doch zur selben Zeit belagerte das osmanische Heer die letzte Bastion des Byzantinischen Reiches: Konstantinopel. Im Frühjahr 1453 kippte die Situation immer mehr zugunsten des osmanischen Sultans Mehmed III. Die Verteidiger der Hochburg des christlichen Glaubens hatten kaum mehr Hoffnung auf einen Sieg gegen die muslimische Übermacht. Und in diesen schweren Tagen erreichten die Auswirkungen eines Vulkanausbruches am anderen Ende der Welt das Schlachtfeld. Am 25. Mai, rund sieben Wochen nach Beginn der Belagerung, ergossen sich Regen und Hagel sintflutartig in die Stadt und überschwemmten Gassen und Plätze. Einige Tage später umhüllte ein für diese Jahreszeit völlig untypischer Nebel die Häuser Konstantinopels. Als sich der unheimliche Dunst lichtete, schien die Hagia Sophia – das damals wichtigste Gebäude der Stadt sowohl in politischer, kultureller als auch religiöser Hinsicht – wie in rote Flammen gehüllt. Heutzutage weiß man, dass dies eine optische Täuschung war, hervorgerufen durch die atmosphärischen Reflexionen des Zwielichts vulkanischer Aschewolken. Die Byzantiner betrachteten all diese abnormalen Geschehnisse als schlechtes Omen und nur kurze Zeit später fiel Konstantinopel in die Hände der Osmanen, was einen historischen Wendepunkt vom Mittelalter hin zur Neuzeit darstellte.
Im Jahr 1601 brach der Huaynaputina in Peru aus. Diese heftige Eruption sorgte für das kälteste Jahr innerhalb dieser Klimaanomalie und für das auf den Ausbruch folgende Jahrzehnt (1601-1610) wurden die niedriegsten globalen Durchschnittstemperaturen der letzten 2000 Jahre gemessen. In den nächsten knapp 200 Jahren hatte die Kleine Eiszeit vor allem Europa weiterhin fest im Griff, als im Juni 1783 die Laki-Krater des Grímsvötn-Vulkansystems auf Island ausbrachen. Als eine der stärksten jemals auf der Nordhalbkugel gemessenen Eruptionen zählt sie, vor allem auch wegen ihrer Folgen, zu den größten Naturkatastrophen der Neuzeit. Der Ausbruch verwüstete einen Großteil des südlichen Islands und jede:r vierte Inselbewohner:in (etwa 50.000 Menschen) starb an den Folgen der Katastrophe. Vor allem in Mittel- und Westeuropa führte die Eruption in den ersten Tagen zu dichtem Nebel, der tagsüber die Sonne verdeckte und nach Schwefel stank. Menschen und Tiere starben an Lungenvergiftungen, Pflanzen verdorrten binnen weniger Tage. Zwischen Dezember 1783 und Februar 1784 wurden vor allem Europa und Nordamerika von einem der kältesten und schneereichsten Winter aller Zeiten heimgesucht. Der darauffolgende Frühling brachte durch eine extreme Schneeschmelze in vielen Teilen des europäischen Kontinents schwerste Hochwasser. Einige damalige Pegelstände an Rhein, Main und Elbe wurden bis heute nicht mehr übertroffen.


Gesellschaftlich und politisch wirkten sich die Folgen dieses harten Winters, und somit des Laki-Ausbruchs, vor allem in Frankreich aus. Aufgrund von Dürren, Hagelstürmen, und Überschwemmungen sowie der damit verbundenen Tierseuchen und Missernten in den folgenden Jahren erlebte das Land eine fatale, sozioökonomische Krise. Da die Preise für Grundnahrungsmittel aufgrund der desolaten Mangelsituation immer weiter anstiegen, litt vor allem die einfache Bevölkerung an der Rohstoffknappheit. Dies führte zu vereinzelten Aufständen, die schließlich im Jahr 1789 in der Französischen Revolution gipfelten. Auch wenn zahlreiche Faktoren zu diesem weltbewegenden Ereignis beitrugen, so waren die Kleine Eiszeit und vor allem die direkten Folgen der Laki-Eruption möglicherweise das Zünglein an der Waage.
Von der Geburtsstunde des Science-Fiction und einer Horror-Ikone
Im 19. Jahrhundert, als die Kleine Eiszeit bereits am abklingen war, ereigneten sich jedoch weitere zwei Vulkanausbrüche, die einerseits ebenso katastrophale Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hatten, andererseits aber auch die Kunst und Literatur, sogar die heutige Popkultur, maßgeblich beeinflusst haben.
Im April 1815 explodierte der Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. Wie schon bei vielen erwähnten Eruptionen brach diese Katastrophe Rekorde. Das Ereignis gilt als heftigster Vulkanausbruch der letzten 25.000 Jahre. Noch nie dokumentierte die Menschheit zuvor eine solch starke Eruption. Es wurden bis zu 58 Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die Atmosphäre geschleudert, woraufhin der Himmel in einem Umkreis von über 500 Kilometern zwei Tage lang komplett verdunkelt wurde. Neben hunderttausenden Toten in der direkten Umgebung aufgrund von Tsunamis, Hungersnöten und Krankheiten erreichten die Auswirkungen dieses Jahrtausendereignisses auch andere Teile der Erde. In Europa war der Sommer des Jahres 1816 der kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In die Geschichte ging das Phänomen als Jahr ohne Sommer ein. Missernten, Nahrungsknappheit und ökonomische Krisen veranlassten viele Europäer:innen dazu, nach Amerika auszuwandern.


(Urheber: DeWikiMan, Änderungen: Einfügen der Vulkane)
Eng mit dem Ausbruch des Tambora ist jedoch auch die Entstehung der Science-Fiction als Literaturgattung verbunden. Die englische Schriftstellerin Mary Shelley verbrachte den Sommer 1816 mit Bekannten in der Villa Diodati nahe Genf. Aufgrund des ungewohnt nasskalten Wetters und einer allgemein düsteren Stimmung entschlossen sich die Villagäste dazu, Schauergeschichten zu verfassen und diese dann gegenseitig vorzutragen. In jenem kaltem, dunklen Sommer entstand so das Konzept zu Shelleys dystopischem Roman Frankenstein, der wegweisend für die Genres Science-Fiction und Horror werden sollte. Ein weiterer Gast, John Polidori, schuf parallel dazu die Kurzgeschichte Der Vampyr, welche als erste Vampirerzählung der Weltliteratur angesehen wird – über 80 Jahre vor Bram Stokers Dracula.
Einige Jahrzehnte später, am 27. August 1883 ereignete sich unweit des Tambora eine weitere heftige Vulkaneruption, die sich ebenso in die Top 5 der schwersten Ausbrüche der letzten tausend Jahre einordnen sollte. Der Krakatau, gelegen auf einer Insel zwischen Sumatra und Java, explodierte. Bis zum diesjährigen Ausbruchs des Hunga Tonga galt der Eruptionsknall des Krakatau als lautestes Geräusch der Geschichte, welches damals selbst in Australien und vor der Küste Madagaskars, also mehr als 3100 bzw. 4800 Kilometer entfernt, zu hören war. Die gewaltige Luftdruckwelle umrundete innerhalb von fünf Tagen mindestens sieben Mal die Erde und in der näheren Umgebung entstanden bis zu 40 Meter hohe Tsunamis. Selbst entlang des Ärmelkanals konnte die Flutwelle mit einem Ausschlag von wenigen Zentimetern gemessen werden.
Doch Europa und der Rest der Welt bekamen von dem Krakatau-Ausbruch noch mehr zu spüren. Wie bei anderen Vulkaneruptionen dieser Größenordnung sanken vor allem auf der Nordhalbkugel erneut die Temperaturen und die ausgestoßene Vulkanasche führte wieder zu einzigartigen Wetterphänomenen über mehrere Jahre hinweg. In vielen Teilen der Erde ereigneten sich auffallend rote Sonnenuntergänge. Diese atemberaubenden Abendhimmel sollen den norwegischen Künstler Edvard Munch zu dessen berühmtesten Gemälde Der Schrei inspiriert haben. In seinem Tagebuch heißt es:


„Die Sonne ging unter, der Himmel wurde plötzlich blutig rot […] Ich sah hinüber […] die flammenden Wolken wie Blut und Schwert, den blauschwarzen Fjord und die Stadt […] und ich fühlte etwas wie einen großen, unendlichen Schrei durch die Natur.
aus dem Tagebuch von Edvard Munch
Und so wie der Ausbruch des Tambora die Literaturgattungen Science-Fiction und Horror durch die Entstehung von Frankenstein beeinflusste, so wurde durch die Krakatau-Eruption das Vorbild für den modernen Horrorklassiker Scream geschaffen, denn die Maske des Serienkillers dieser Filmreihe hat bekanntermaßen jenes einprägsame Gesicht aus Munchs Der Schrei zum Vorbild.
Vulkanausbrüche sind demnach nicht nur verheerende Naturkatastrophen für die betreffende Region, vielmehr können sie die ganze Welt verändern, indem sie beispielsweise den halben Globus in einen eiszeitlichen Winter stürzen, Hungersnöte, Kriege und Revolutionen begünstigen oder eben durch surreale Wetteranomalien Inspirationen für großartige Werke der Kunst und Literatur liefern.
Christopher stammt von den Hängen des Erzgebirges, suchte jedoch beizeiten das Abenteuer in der großen Stadt. Seit Kindertagen interessiert er sich für die Länder, Kulturen und Sprachen dieser und anderer Welten. Heraus kamen ein Ethnologie-Studium in Leipzig, die Begeisterung für Tolkiens Werke und ein Plüsch-Chewbacca auf der Couch.