„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“
Clarke, Arthur C. (1973): Profiles of the future. An inquiry into the limits of the possible.
Das dritte Clarkesche Gesetz bringt einen Kernaspekt der Science-Fiction perfekt auf den Punkt. Immer wieder sehen wir in Filmen dieses Genres futuristische und innovative Erfindungen, von denen manche tatsächlich vorstellbar wirken, während andere vielmehr an Hexerei und Magie erinnern. Wir stellen euch heute sechs markante Technologien aus verschiedenen Science-Fiction-Werken vor und schauen uns an, welche davon bereits erfunden wurden (oder zumindest aus wissenschaftlicher Sicht realistisch sind) und bei welchen es sich nur um Hokuspokus handelt.
Technologie: Hoverboards
Im Jahr 1989 hat man sich das Jahr 2015 etwas futuristischer vorgestellt, als es dann tatsächlich geworden ist; zumindest, wenn man dem Sci-Fi-Film Zurück in die Zukunft II Glauben schenken mag. In diesem Klassiker gelangt der Protagonist Marty McFly in eben besagtes Jahr 2015 und saust dort mit einem Hoverboard, quasi einem schwebenden Skateboard, durch die Lüfte.
Die Wissenschaft hatte über ein Vierteljahrhundert Zeit, um dieses innovative Vehikel rechtzeitig bis 2015 zu erfinden. Schrittweise wurden Methoden entwickelt und tatsächlich gelang es, ein schwebendes Skateboard zu entwickeln. Bis heute ist dies zwar kein gängiges Personenbeförderungsmittel wie im Film, doch es existieren verschiedene Prototypen, die mittels Wasserstrahl, Magnetismus oder Düsenantrieb über den Boden gleiten.


(LoveBoatderivative work: MagentaGreen, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons)
Hokuspokus: Interstellares Reisen
Science-Fiction-Autor:innen müssen oft Lösungen ersinnen, wie ihre Figuren eine extrem lange Distanz zwischen zwei Orten zurücklegen können. Mitunter müssen Charaktere schließlich durch das halbe Universum reisen, um ihr Ziel zu erreichen. Oft bedienen sich die Schöpfer:innen dieser Werke bei theoretischen Wissenschaftsmodellen, die sich mit schnelleren Fortbewegungsmöglichkeiten oder „Abkürzungen“ im interstellaren Raum befassen.
Der berühmte Warpantrieb aus Star Trek legt eine Krümmung im Raum-Zeit-Kontinuum zugrunde, mit deren Hilfe man gezielt überdimensionale Entfernungen überwinden kann. Der Hyperraum in Star Wars ermöglicht es, mit Überlichtgeschwindigkeit zu einem anderen Punkt in der Galaxie zu springen. In Interstellar werden Wurmlöcher thematisiert und im Marvel-Universum reist Thor durch interdimensionale Portale, die auch als Einstein-Rosen-Brücke bezeichnet werden. Beides ist quasi das gleiche und wurde, wie der Name bereits vermuten lässt, vom akademischen Genie Albert Einstein und dessen Assistenten Nathan Rosen untersucht. Die Theorie besagt, dass zwei weit entfernte Orte, irgendwo im Universum, durch einen Tunnel miteinander verbunden sind. Jemand, der hindurch schreitet, überwindet binnen kürzester Zeit sowohl den Raum als auch die Zeit; wie ein Wurm, der sich durch einen Apfel frisst.
All diese Modelle wurden zwar in der Vergangenheit auf ihre wissenschaftliche Tauglichkeit untersucht, jedoch gab es bis heute keinerlei Beweise für die Existenz von Wurmlöchern oder Raum-Zeit-Krümmungen in unserem Universum. Die konventionellste Art, zu den Sternen zu reisen, wäre demnach die Überlichtgeschwindigkeit, doch nach aktuellem Wissensstand wird diese Vorstellung wahrscheinlich nie Realität. Der Energieaufwand für ein solches Unterfangen wäre utopisch und mit den physikalischen Gesetzen nicht vereinbar. Und mit aktuellen Raketenantriebstechniken brauchen wir erst gar nicht zu versuchen, durch das Weltall zu fliegen, denn selbst für eine Reise zum nächstgelegenen Sternsystem Alpha Centauri würden wir momentan rund 18.000 Jahre benötigen.
Technologie: Moderne Kommunikationswege
Handys, Tablets, Computer – all diese Errungenschaften tauchten bereits in Science-Fiction-Werken auf, als sie in unserer Realität noch in den Kinderschuhen steckten. Mittlerweile kann man diese technischen Geräte schon fast gar nicht mehr als Luxus deklarieren, vielmehr gehören sie für die meisten zum Alltag wie der morgendliche Kaffee. Es gibt allerdings noch andere technologische Sensationen, mit deren Hilfe Figuren in Sci-Fi-Filmen miteinander kommunizieren und die schrittweise auch bei uns ihren Platz finden.
So wird immer tiefgreifender die 3D-Hologramm-Technologie erforscht. Anrufe, bei denen unser:e Gesprächspartner:in als kleine, halb durchsichtige Figur vor uns erscheint, könnten also in nicht allzu ferner Zukunft die Videokonferenzen ablösen. Vor allem aus Star Wars kennen wir diese Form der Kommunikation und auch wenn dies für die Menschen der 70er-Jahre tatsächlich nach reiner Fiktion aussah, so erscheint dies aus heutiger Sicht sehr realistisch.
Ebenfalls unentbehrlich für eine Kommunikation zwischen verschiedenen Spezies einer Galaxie, sei es nun bei Star Trek oder Star Wars, ist ein Universalübersetzer. Simultan überträgt das Gerät das Gesprochene in eine gewünschte Sprache. C-3PO, der berühmte, goldene Droide, brüstet sich damit, über sechs Millionen Kommunikationsformen zu beherrschen. Auch wenn wir diese Anzahl auf unserer Erde nicht benötigen, so wurden in den letzten Jahren enorme Fortschritte auf diesem Gebiet erreicht. Mittlerweile existieren zahlreiche unterschiedliche Dienstleistungen, mit denen man in kurzer Zeit Geschriebenes oder Gesagtes adäquat übersetzen kann. Kommunikation war noch nie so einfach.


Hokuspokus: Teleportation von Menschen
„Scotty, beam mich hoch!“ Wer kennt den Satz nicht? Vor allem bei Star Trek werden die Crewmitglieder der Enterprise gerne mal von A nach B teleportiert. Ihre Körper scheinen sich für kurze Zeit aufzulösen, nur um dann an gewünschter Stelle auf magische Weise wieder zu erscheinen. Was wie Hokuspokus wirkt, ist auch welcher.
Hinter der fiktionalen Teleportation verbirgt sich ein pseudowissenschaftliches Modell. Materie wird in seine Energieform heruntergebrochen, mithilfe eines Strahls an den Zielort gesendet und dort wieder in seinen materiellen Zustand transformiert. Die physikalischen Gesetzen unserer Erde lassen diese Form der Raum-Zeit-Überwindung jedoch schlichtweg nicht zu. Auch wenn es in der Forschung bereits Fortschritte im Bereich der Quantenteleportation von Atomen und Photonen gibt, so wird es nach heutigem Wissensstand nie möglich sein, Menschen an einen anderen Ort zu beamen.
Technologie: Künstliche Intelligenz & humanoide Roboter
Die weltbeherrschenden Maschinen in Matrix, der kleine Droide R2-D2 aus Star Wars, der Supercomputer Jarvis (bzw. dessen Manifestation Vision) bei Marvel, komplett menschlich wirkende und agierende Androiden in Westworld, Blade Runner oder Alien. Man könnte die Liste von berühmten Robotern und künstlicher Intelligenz in Science-Fiction-Werken noch endlos fortführen. Maschinen, die wie Menschen denken oder gar wie diese aussehen, gehören seit jeher fest zum Genre.
Vor einigen Jahrzehnten war die Vorstellung von humanoiden Robotern und künstlicher Intelligenz, die das Wissen von Menschen übertrifft, tatsächlich reine Fiktion. Mittlerweile wurden allerdings dutzende Meilensteine in dem Bereich errungen. Viele der Innovationen auf diesem Gebiet begegnen uns tagtäglich: unsere Smartphones oder Laptops sind schlauer als wir und mit Alexa oder Siri können wir ganze Gespräche führen. In Japan, einem hochmodernen High-Tech-Land, werden Roboter bereits als Reinigungskräfte und Restaurantpersonal eingesetzt. Andere Staaten, wie etwa China oder die USA, investieren seit Jahren in die Erforschung von Kampfrobotern, die den Droiden aus den Klonkriegen von Star Wars mitunter gar nicht so unähnlich sind.
Doch bei diesen Aufzählungen werden auch schon die Gefahren stets verbesserter, künstlicher Intelligenz deutlich. In zukünftigen Kriegen könnte sie eine bedrohliche Komponente werden, KI-gesteuerte Drohnen und Waffensysteme sind schon jetzt in Verwendung. Die steigende Intelligenz von Computern könnte irgendwann dazu führen, dass sich die Maschinen „selbstständig“ machen und sich so stark verbessern, dass sie der menschlichen Kontrolle entgleiten. Renommierte Wissenschaftler:innen, wie z. B. Stephen Hawking oder Nick Bostrom, warnten bereits vor der Möglichkeit, dass Künstliche Intelligenz in der Zukunft eine Vormachtstellung erlangen und den Untergang der Menschheit herbeiführen könnte.
Hokuspokus: Zeitreisen
Wir müssen euch leider enttäuschen, aber Zeitreisen, wie wir sie aus Science-Fiction-Werken kennen, werden wohl niemals möglich sein. Die Annahme, dass sich ein Mensch sprunghaft in der Zeit vor- oder zurückbewegt, entbehrt schlichtweg jeglicher Logik und ist mit keinem der bestehenden naturwissenschaftlichen Gesetze vereinbar.
Selbst in Filmen und Serien, die Zeitreisen zum Thema haben, brauchen die Charaktere eine gefühlte Ewigkeit, um alle Rahmenbedingungen und Missverständnisse eines solchen Unterfangens zu erläutern. Dabei treten immer wieder die gleichen Paradoxa auf.
Zum Einen ist es unmöglich, dass ein Mensch an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Dennoch kommt es oft vor, dass ein zeitreisender Charakter eine jüngere oder ältere Version seines Ichs während seiner Unternehmung antrifft und mitunter sogar mit dieser interagiert. In Harry Potter und der Gefangene von Askaban oder der Netflix-Serie Dark wird explizit darauf hingewiesen, dass eine Begegnung der unterschiedlichen Ichs fatale Folgen hätte. Captain America hingegen leistet sich in Avengers: Endgame einen kleinen Kampf mit sich selbst.
Zum Anderen bleibt die Tatsache bestehen, dass Vergangenes bereits passiert ist und man mittels einer Reise durch die Zeit Dinge nicht ändern oder ungeschehen machen kann. Das Großvaterparadoxon kann hier als Paradebeispiel dienen. In dieser Problemstellung reist Person X in die Vergangenheit, um den eigenen Großvater zu töten, noch bevor dieser ein Kind, also einen Elternteil von Person X, in die Welt setzen konnte. Würde die Mission gelingen, hätte dies zur Folge, dass Person X nie gezeugt worden wäre und ergo die Zeitreise nicht hätte durchführen können. In der Fiktion wird hier meist auf Annahmen ausgewichen, welche Veränderungen in der Vergangenheit, die sich auf die Gegenwart auswirken, zulassen. Dazu zählen Dauerschleifen, Paralleluniversen oder alternative Zeitlinien. All diese Modelle sind jedoch in ihrem Kern nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht haltbar.


Am ehesten kommt der physikalische Effekt der Zeitdilatation an das Popkultur-Phänomen heran. Die auf Einsteins Relativitätstheorie beruhende Annahme besagt, dass eine Person, die sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit von der Erde wegbewegt und nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne zurückkehrt, relativ betrachtet in die Zukunft gereist ist. An Bord des hypothetischen Raumschiffs ist in diesem Szenario weniger Zeit verstrichen als auf der Erde und so könnten zum Beispiel Zwillinge, von denen einer die Reise unternimmt, während der andere zuhause verweilt, nach Abschluss des Experiments ein unterschiedliches Alter haben. Für den Reisenden allerdings würde sich die Unternehmung nicht anders anfühlen als ein ganz normaler Flug; er würde demnach nicht wie in Sci-Fi-Filmen sprunghaft durch die Zeit katapultiert werden.
In der Nähe von Neutronensternen oder Schwarzen Löchern kann die Zeitdilatation erheblich sein. Das Szenario, wie wir es aus Interstellar kennen, ist demnach rein physikalisch betrachtet realistisch. Die Protagonist:innen verbringen aus ihrer Sicht lediglich wenige Stunden auf der Oberfläche eines Planeten, der ein Schwarzes Loch umkreist. Parallel verstreichen im nahegelegenen Raumschiff und auf der Erde jedoch mehr als 20 Jahre. Auch wenn die Zeit von den handelnden Personen nicht anders wahrgenommen wird, so verläuft sie an den bestimmten Orten unterschiedlich. Zeit ist eben relativ.
Reisen in die Vergangenheit können wir zumindest optisch jede Nacht erleben, denn bei einem Blick in den Nachthimmel sehen wir nicht die Gegenwart, sondern einen längst vergangenen Zustand. Da das Licht der Sterne mitunter Jahrtausende benötigt, um zu uns zu gelangen, sind manche der strahlenden Himmelskörper, die wir allabendlich bewundern, möglicherweise schon seit hunderten Jahren erloschen. Die Andromeda-Galaxie, das am weitesten von der Erde entfernte Objekt, welches wir mit bloßem Auge sehen können, ist rund 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Bei einem Blick auf diese Galaxie schauen wir demnach sage und schreibe 2,5 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Und auch wenn dies keine Zeitreise im klassischen Sinn ist, so ist es doch zweifelsohne faszinierend.
Christopher stammt von den Hängen des Erzgebirges, suchte jedoch beizeiten das Abenteuer in der großen Stadt. Seit Kindertagen interessiert er sich für die Länder, Kulturen und Sprachen dieser und anderer Welten. Heraus kamen ein Ethnologie-Studium in Leipzig, die Begeisterung für Tolkiens Werke und ein Plüsch-Chewbacca auf der Couch.