Ausgabe 2Weltenbummler

VON EDINBURGH NACH HOGWARTS

EDINBURGH (Schottland, Vereinigtes Königreich)

London, Bahnhof King’s Cross, früh am Morgen. Voller Vorfreude warten wir auf unseren Zug, der uns nach Edinburgh bringen wird. Wir sind entspannt, ohne Stress und in Gedanken schon in Schottland. Pünktlich fährt der Zug ab und auf der siebenstündigen Reise genießen wir die (mehr oder weniger) abwechslungsreiche englische Landschaft, bevor wir in die eindrucksvollen Weiten Schottlands vorstoßen.

Um die Mittagszeit erreichen wir die Waverley Station in der schottischen Hauptstadt. Außerhalb des Bahnhofs saugen wir sofort das mittelalterliche Feeling auf: alte Steinhäuser, verwinkelte Gassen, linkerhand ein markanter Hügel, rechterhand thront das Schloss. Bevor wir uns orientieren können, fängt uns bereits ein enthusiastischer Tourguide ab. Da wir neu in der Stadt sind, nehmen wir sein Angebot einer Sightseeing-Tour dankend an.

Zunächst führt er uns jedoch raus aus der Altstadt, hinein in das Grüne. Wir passieren den Greyfriars Kirkyard, der auch die grüne Oase des Todes genannt wird. Welch passender Name für einen schaurigen Friedhof. Bei den Namen auf den Grabsteinen stockt uns kurz der Atem. Hier liegt tatsächlich Thomas Riddell begraben. Weiter geht es zum Zoo von Edinburgh, dessen tierische Bewohner wir jedoch aus Zeitgründen nur ebenso kurz bestaunen wie die majestätischen Pflanzen der Royal Botanic Gardens.

Wieder in Richtung Altstadt unterwegs, fällt uns erneut der markante Hügel auf und der Tourguide verspricht uns eine atemberaubende Aussicht. Das Erklimmen des Arthur’s Seat ist zwar mühselig, aber definitiv lohnend. Die Sicht auf die Altstadt und auf die umliegende Bucht, den Firth of Forth, lädt zum Verweilen ein. Doch mit einem lauten Knall werden wir aus unserem Entspannungsmodus gerissen. Auf Nachfrage erklärt uns der Tourguide, dass dies die One O’Clock Gun war; eine Kanone, die täglich Punkt 13 Uhr vom Schloss aus ertönt. Höchste Zeit, sich zu diesem Monument aufzumachen.

Ausblick vom Arthur’s Seat
Altstadt von Edinburgh

Unser Guide empfiehlt uns eine Abkürzung über die zahlreichen geheim anmutenden Treppen und Gassen der Stadt. Ohne Führung wären wir im Wirrwarr verloren und könnten uns vermutlich sogar in die unterirdischen Gewölbe und Katakomben (Edinburgh Dungeons, Edinburgh Vaults) verlaufen, die rechts und links des Weges ihre dunklen Pforten öffnen. Wir schlendern am Scott’s Monument vorbei, welches dem herausragenden schottischen Poeten Sir Walter Scott gewidmet ist. Je näher wir dem Schloss kommen, umso häufiger fallen uns kleine Läden auf, die bis zum Rand mit verschieden farbigen Schals, Kilts, Geschirrsets und Flaggen bestückt sind. Der Tourguide erklärt uns, es handelt sich hier um Symbole der altehrwürdigen schottischen Clans: Ramsay, Hamilton, Livingstone; um nur einige der ortsansässigen Sippen zu nennen.

Das Schloss von Edinburgh

Schließlich gelangen wir zum Mittelpunkt der Stadt, dem Edinburgh Castle. Das Schloss thront auf einem Felsen und steckt voller Geschichte. Einige der königlichen Juwelen sowie das Herzstück schottischer Tradition, der Stone of Scone (auch Stein der Vorhersehung genannt) verbergen sich hinter den mächtigen Mauern. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Schlosses verspüren wir zum Abschluss unseres Besuches Hunger. Auf unserem Weg zurück in die Innenstadt bleibt unser Blick (und unser Magen) beim Elephant House hängen, in welchem es neben typisch britischen Speisen auch den traditionell schottischen Haggis (mit Innereien gefüllter Schafsmagen) gibt. Wir entscheiden uns für Fish’n’Chips und während wir ein Ale schlürfen, wird uns bewusst, dass J. K. Rowling in diesem Bistro ihre weltberühmte Buchreihe Harry Potter geschrieben hat.

HOGWARTS (britische Schule für Hexerei und Zauberei; Harry Potter)

London, Bahnhof King’s Cross, kurz vor Elf. Mit einem Rollwagen, gefühlt einem dutzend Koffern und unserem tierischen Begleiter stürzen wir durch die Bahnhofshalle. Wir visieren einen Ziegelpfeiler zwischen den Gleisen 9 und 10 an, nehmen all unseren Mut zusammen und stürmen durch die Wand. Gerade noch rechtzeitig erwischen wir den Zug und begeben uns auf eine magische Reise zu unserem ersten Schuljahr in Hogwarts.

Gleis 9 3/4 im Londoner Bahnhof King’s Cross
Der Hogwarts-Express

Vor lauter Aufregung lassen wir die Landschaften und Brücken links liegen und sind erst wieder geistesgegenwärtig, als wir den zauberhaften Ort zur Abenddämmerung erreichen. Der Haltepunkt liegt inmitten eines düsteren Waldes. Über den Wipfeln der Bäume erblicken wir bereits das auf einem Felsen thronende, mittelalterliche Schloss von Hogwarts. Bevor wir ins Staunen kommen, rufen uns die Vertrauensschüler zu sich, um uns zur Schule zu geleiten.

Auf dem Weg fällt unser Blick auf einen unheilvoll wirkenden Wald, doch man warnt uns nur mit knappen Worten, diesen verbotenen Ort unter keinen Umständen zu betreten, insofern wir nicht gleich wieder von der Schule verwiesen werden (oder uns tödlichen Gefahren aussetzen) möchten. Wir spazieren an Hagrids Hütte vorbei – der Wildhüter ist für die Pflege der magischen Geschöpfe zuständig – und durchstreifen den zauberhaften Kräutergarten von Madame Sprout.

Das Schloss von Hogwarts

Ein nahegelegener Felsen lädt zur Aussicht auf das imposante Schloss und den ringsum liegenden glitzernden See ein. Mit einem lauten Glockenschlag reißt uns die Turmuhr von Hogwarts aus unseren Gedanken. Die Vertrauensschüler halten zur Eile an und betreten mit uns das alte Gemäuer des Schlosses. Als wir staunend über eine der vielen Treppen wandeln, ändert diese plötzlich auf magische Art ihre Richtung und weist uns den Weg in die unteren Etagen. Auf Anraten der Vertrauensschüler folgen wir nicht den Treppen in die Tiefe, da sich dort die Kerker, unterirdische Gänge und so mancher Geist befinden. Wir sollten generell die Treppen immer im Blick behalten; nicht dass wir uns in die Kammer des Schreckens verirren oder aus Versehen über den Stein der Weisen stolpern.

Noch wissen wir nicht, wo der Weg uns hinführt, folgen nun jedoch den Stufen aufwärts. Am Ende eines Korridors erblicken wir eine gewaltige Tür, zu welcher uns die Vertrauensschüler führen. Wir passieren eine eindrucksvolle Statue, die den Architekten von Hogwarts (samt einiger interessanter Tiere) darstellt. Über ebendiese Tiere tuscheln auf einmal unsere Mitschüler aufgeregt. Wir fragen nach und erfahren die Geschichte der vier Häuser von Hogwarts. Jeder Schüler wird vom Sprechenden Hut in der gleich beginnenden Zeremonie in ein bestimmtes Haus einsortiert und trägt dann für den Rest seiner Schulzeit die Hausfarben auf der Kleidung und im Herzen. Noch sind wir uns nicht sicher, ob wir zu den mutigen Gryffindors, den loyalen Hufflepuffs, den cleveren Ravenclaws oder den stolzen Slytherins gehören möchten, doch zum Glück nimmt uns der Hut diese Entscheidung ab.

Mit einer riesigen Portion Aufregung betreten wir endlich die Große Halle. Abseits des Mittelganges stehen lange Banketttische, an denen die älteren Schüler bereits vorfreudig auf uns Neuankömmlinge warten. Von der verzauberten Decke hängen bunte Fahnen und heimelige Kerzen erleuchten den Saal. Während wir den langen Weg ans Ende der Halle bewältigen, tauchen plötzlich wie von Geisterhand allerlei fantastische Speisen und Getränke auf den Tischen auf. Kürbissaft und Shephert’s Pie erinnern uns daran, wie hungrig wir eigentlich sind. In all unserer Nervosität werden wir uns aber schließlich bewusst, dass auch der berühmte Harry Potter diese Zeremonie überstanden hat und freuen uns auf erlebnisreiche Jahre in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei.

Melanie hat Anglistik und Philosophie in Leipzig studiert und ist jetzt Lehrerin für Englisch und Ethik an einem Gymnasium. Vor allem durch Game of Thrones und Harry Potter ist sie dem Fantasy-Genre verbunden.

Quelle
Rowling, J. K. (1997-2007): Harry Potter, Band 1-7Warner, Bros. (2001-2011): Harry Potter, Teil 1-8

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