Ausgabe 6Weltenbummler

VON TEOTIHUACÁN ZUM SÜDLICHEN LUFTTEMPEL

TEOTIHUACÁN (Hochland von Mexiko, Mittelamerika)

Zunächst wirkt die Gegend sehr unscheinbar. Struppiges Gebüsch und vereinzelte Bäume überziehen die grünen Grasflächen, einige schroffe Felsen ragen aus dem Boden, in der Ferne erheben sich die diffusen Umrisse der Berge des mexikanischen Hochlandes. Doch mit einem Mal stockt uns der Atem, als wir eine gigantische Struktur zu unserer Rechten erkennen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein graubrauner, kahler Hügel, doch dann trifft es uns wie der Blitz: es ist eine Pyramide.

Begeistert bestaunen wir die Sonnenpyramide von Teotihuacán. Mit einer imposanten Höhe von 65 Metern zählt sie zu den größten präkolumbianischen Bauwerken des amerikanischen Kontinents. Allerdings wollen wir uns nicht gleich zu Beginn unserer Besichtigung verausgaben und schlendern erst einmal durch den Komplex verfallener Gebäude.

Die Sonnenpyramide
(Ralf Roletschek, GFDL 1.2 http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html, via Wikimedia Commons)

Wir bewundern den Tempel des Quetzalcoatl. Das Heiligtum des gefiederten Schlangengottes liegt in einem Viertel, welches früher wohl den Herrschaftssitz der Stadt darstellte. Weiter geht es auf einer kerzengeraden Straße, an deren Ende eine weitere Pyramide über den Ruinen thront. Die Allee trägt einen bizarren Namen: die Straße der Toten.

Kopfskulpturen am Tempel des Quetzalcoatl
(jschmeling, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons)

Mexikanische Kulturen kennen seit jeher einen ausgeprägten Totenkult, vielleicht wurde der Hauptweg Teotihuacáns deshalb so genannt. Jedoch haben archäologische Forschungen auch ergeben, dass hier früher Menschenopfer abgehalten wurden. Bei diesem Gedanken fröstelt es uns trotz der tropischen Hitze, weshalb wir einen Zahn zulegen und schließlich die Mondpyramide erreichen, welche zwar nicht ganz so groß wie ihr Sonnenpendant ist, aber kaum weniger imposant.

Wir entschließen uns, die (äußerst steilen) Stufen des altehrwürdigen Gebäudes zu erklimmen. Von dem nahezu flachen Plateau am oberen Ende haben wir einen beeindruckenden Ausblick auf die umliegenden Ruinen der einst blühenden Stadt Teotihuacán. Hier wird uns auch die akkurate, quadratische Anordnung der Siedlung bewusst und wir staunen über die architektonische Leistung einer längst vergessenen Kultur. Doch fragen wir uns auch unweigerlich, was wohl einst zum Untergang dieser Metropole geführt hat. Immerhin sollen in ihrer Blütezeit zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert bis zu 200.000 Menschen in Teotihuacán gelebt haben, womit sie in dieser Epoche zu den größten Städten weltweit zählte. Erbaut wurde sie übrigens nicht von den Azteken, wie viele vermuten. Als diese Hochkultur zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert über Zentralmexiko herrschte, lag die Stadt bereits seit acht Jahrhunderten in Trümmern. Für die Azteken hatte sie als heiliger Wallfahrtsort jedoch eine große Bedeutung.

Blick von der Mondpyramide auf die Straße der Toten und die Sonnenpyramide

Naturkatastrophen scheinen sowohl der Wegbereiter als auch der Sargnagel für Teotihuacán gewesen zu sein. Durch mehrere Vulkanausbrüche des Popocatépetls und des Xitle flohen zwischen der Zeitenwende und dem 3. Jahrhundert n. Chr. zahlreiche Menschen in das Gebiet Teotihuacáns und sorgten für den Aufstieg der Stadt zu einem wichtigen Handels- und Machtzentrum. In der Mitte des 8. Jahrhunderts verließen die Bewohner:innen die Stadt zu Tausenden. Häuser wurden niedergebrannt und die Pracht vergangener Tage verblasste, bis letztlich nur noch Ruinen übrig blieben. Einen Angriff von außen scheint es nicht gegeben zu haben, denkbar ist jedoch das Szenario, dass der Ausbruch des Ilopango im Jahr 536 und die darauffolgenden Veränderungen des Klimas die Stadt und somit eine gesamte Zivilisation an den Abgrund getrieben hat.

SÜDLICHER LUFTTEMPEL DER LUFTNOMAD:INNEN (Avatar – Herr der Elemente)

Umgeben von Wolken und grünen Gebirgsspitzen ragt ein weißer Turm majestätisch in den Himmel. Er ist das Wahrzeichen des Südlichen Lufttempels, dessen Anblick uns schon aus der Ferne den Atem raubt. Unser Himmelsbison, nur durch ihn können wir den Tempel erreichen, setzt zum Landeflug an und schon befinden wir uns am unteren Ende einer steilen Gebirgstreppe. Mit jeder Stufe, die wir erklimmen, sehen wir mehr vom riesigen Tempelkomplex. Spitze, blaue Dächer schmücken die säulenartigen Bauten und werden umgeben von zahlreichen Gräsern und Bäumen.

Der Südliche Tempel ist einer der vier Heimattempel der Luftnomad:innen. Neben ihm existieren noch der Östliche, Westliche sowie Nördliche Lufttempel. Eben wie die anderen Heiligtümer der Luftbändiger:innen wurde auch der Südliche Tempel schwer im Krieg beschädigt. Doch davon ist heute nicht mehr viel zu sehen, denn nach dem Ende des hundertjährigen Krieges wurde der Komplex aufwendig restauriert und erstrahlt nun wieder im neuen Glanz. Auch einheimische Tiere wie Ringelschwanzfluglemuren und Himmelsbisons sind endlich wieder auf dem Gelände des Lufttempels beheimatet.

Unser Weg führt uns in das Heiligtum der Anlage – den Raum mit den Avatar-Statuen. Während wir über den gepflasterten Boden schreiten, rätseln wir, was Original und was Replikat ist. Von den Statuen wissen wir mit Sicherheit, dass sie noch aus der Zeit der alten Luftnomad:innen stammen. Damals war der Tempel ein friedlicher Ort, der einen Ausbildungsplatz für viele junge Luftbändiger:innen darstellte. Da der Gebäudekomplex von Luftnomad:innen für Luftnomad:innen erbaut wurde, lassen sich viele Räumlichkeiten nur mittels Bändigen öffnen. Eine ausgeklügelte Technik, die Feinde vorm Eintreten hindern sollte, doch leider vermochte sie es nicht, die Nomad:innen vor ihrem Untergang zu bewahren.

Der Genozid an diesen war ein Massaker, das von der Feuernation unter Feuerlord Zosin verübt wurde. Dessen oberste Priorität bestand darin, die Feuernation über die anderen drei Nationen (Wasser-, Luft- und Erdnation) zu stellen und so ihren „Ruhm und Wohlstand“ mit der restlichen Welt zu teilen. Doch bevor Zosin dies in die Tat umsetzen konnte, musste er ein mögliches Hindernis eliminieren, den Avatar, der als Luftnomade wiedergeboren wurde. Aus diesem Grund ließ er heimlich eine riesige Armada von gepanzerten Luftschiffen erbauen und schuf zugleich ein mächtiges Heer von Feuerbändiger:innen.

Der Angriff fand während der Rückkehr des Großen Kometen statt. Dieser vermochte die Kräfte der Bändiger:innen der Feuernation zu stärken. Ein Vorteil, der der Feuernation zum Sieg verhalf. Während des Anschlages wurden beinahe alle existierenden Luftnomad:innen getötet. Jene, die überlebten, flohen. Zosin, der einen vollständigen Völkermord anstrebte, stellte den Geflohenen zahlreiche Fallen – niemand durfte ihm entkommen. Gerüchte, dass Orte wie Luftnomaden-Berghöhlen sichere Fluchtlager für Luftbändiger:innen wären, wurden in den eigenen Reihen gestreut. Angelockt von diesem Köder verließen die Luftnomad:innen ihre notdürftigen Unterschlüpfe und begaben sich auf direktem Wege in die Hände des Feindes. Kaum hatten sie die Höhlen erreicht, wurden sie von den Soldat:innen der Feuernation exekutiert. Der einzige menschliche Überlebende des Angriffs war Avatar Aang, durch den das Erbe der Luftnation weiterlebt.

Christopher stammt von den Hängen des Erzgebirges, suchte jedoch beizeiten das Abenteuer in der großen Stadt. Seit Kindertagen interessiert er sich für die Länder, Kulturen und Sprachen dieser und anderer Welten. Heraus kamen ein Ethnologie-Studium in Leipzig, die Begeisterung für Tolkiens Werke und ein Plüsch-Chewbacca auf der Couch.

Julia ist die Ambivalenz auf zwei Beinen. Sie lebt einerseits mit Dinosauriern und Shakespeare in der Vergangenheit, ihr (seit drei Jahren) fast vollendeter Debüt-Roman spielt jedoch in der Zukunft. Sie wollte eigentlich etwas "Sicheres" studieren und ist jetzt blöderweise im Journalismus gelandet. Dort ist sie ganz nebenbei Mate-abhängig geworden und mit ihrer Tastatur verwachsen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert