Ausgabe 8Sport ist Mord

WELTMEISTERSCHAFT ODER KRIEGSSCHAUPLATZ?

Wenn Quidditch eskaliert

Die Quidditch-Weltmeisterschaft ist das größte Sportereignis in der Welt von Harry Potter. Alle vier Jahre treten die stärksten Nationalmannschaften des Planeten gegeneinander an, um einen Champion zu küren. Doch nicht immer steht ausschließlich der faire Wettkampf im Mittelpunkt, denn von Zeit zu Zeit wird Quidditch seinem Ruf als lebensgefährliche Sportart gerecht. Skurrile und brutale Ereignisse machen auch vor der Weltmeisterschaft nicht halt. Wir präsentieren euch heute die Top Drei der bizarrsten Vorfälle, die sich während eines solchen Turniers zugetragen haben.

Platz 3: Hab ich was verpasst?

Im Jahr 1877 sollte die Quidditch-Weltmeisterschaft planmäßig in der Ryn-Wüste in Kasachstan stattfinden. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, es gab Merchandise-Artikel und zahlreiche Tickets wurden verkauft. Im August hätte das Turnier eigentlich vorbei sein müssen und ein Siegerteam feststehen sollen, doch die gesamte Zauberwelt erwachte ohne Erinnerung an das Event.

Keine Hexe und kein Zauberer, weder Spieler:innen noch Zuschauer:innen, konnten sich entsinnen, dass auch nur eine Partie dieser Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Irgendetwas muss allerdings in den zurückliegenden Wochen passiert sein, so hatte der englische Treiber Lucas Bargeworthy nahezu sämtliche Zähne verloren, beide Knie des kanadischen Suchers Angelus Peel waren verdreht und die halbe argentinische Mannschaft wurde gefesselt in einer Bar in Cardiff gefunden.

Auch wenn keiner mit Gewissheit sagen kann, was in jenem Jahr geschehen ist, so halten sich zwei Theorien hartnäckig: die Verwendung eines Amnesiezaubers für große Menschenmassen, der bewirkt hat, dass alle Beteiligten kurzzeitig ihr Erinnerungsvermögen verloren; oder der pandemische Ausbruch von Griselkrätze, einer Krankheit, die unter anderem zu Gedächtnisverlust führen kann. In die Geschichte ging diese Weltmeisterschaft auf jeden Fall als „Turnier, an das sich keiner erinnert“ ein.

Platz 2: Spielte Dracula Quidditch?

Wir schreiben das Jahr 1473. Im Europa des ausgehenden Mittelalters fand damals die erste Quidditch-Weltmeisterschaft überhaupt statt. Über das Turnier an sich ist wenig bekannt, außer dass lediglich Teams aus Europa teilnahmen. Das Finale allerdings ging als eines der brutalsten Spiele in die Geschichte der Sportart ein.

Transsylvanien (heute ein Landesteil Rumäniens) traf auf Flandern (heute ein Landesteil Belgiens). Die Partie war von extremer Härte und einem hohen Maß an Gewaltbereitschaft gekennzeichnet; die Spieler:innen der beiden Teams legten sehr viel Kreativität an den Tag, wenn es darum ging, den Gegner durch unfaire und lebensgefährliche Aktionen zu schwächen. Mit Sport hatte dies jedoch kaum mehr etwas zu tun, es erinnerte viel mehr an eine Schlacht zwischen zwei verfeindeten Armeen von Hexen und Zauberern.

Tatsächlich wurden während dieses Finals mindestens 700 Fouls begangen (viele davon wurden erst während der Partie „erfunden“), die später allesamt Einzug in das offizielle Quidditch-Regelwerk hielten. Auch heute finden sich deshalb in diesem Leitfaden Unsportlichkeiten wieder, die über alle Maßen absurd und bizarr wirken, jedoch tatsächlich während des Endspiels im Jahr 1473 Anwendung fanden.

So wurde ein Jäger während der Partie in einen Iltis verwandelt, jemand versuchte, den gegnerischen Hüter mit einem Breitschwert zu enthaupten und der transsylvanische Kapitän zauberte aus seiner Robe hunderte blutsaugende Vampirfledermäuse hervor. Zur selben Zeit war übrigens ein gewisser Vlad Draculea III. Herrscher der Walachei, einem Nachbarstaat von Transsylvanien. Vlad III. bekam nach seinem Tod den Beinamen der Pfähler (aufgrund seiner Vorliebe für brutale Hinrichtungen) und diente schließlich Bram Stoker als Vorlage für den Vater aller Vampire, Dracula. Aber das ist sicherlich nur ein Zufall.

Die Fouls und Brutalitäten im Finale der WM 1473 überschatteten auf jeden Fall das Sportliche so sehr, dass nicht einmal überliefert wurde, wer die Partie überhaupt gewann und sich somit zum ersten globalen Quidditch-Champion küren konnte.

Platz 1: Killertomaten waren gestern

Den Platz an der Sonne in puncto Brutalität verdient sich aber das Endspiel der Weltmeisterschaft 1809. Irgendwo in der Westsibirischen Ebene traf die rumänische Mannschaft auf Neuspanien. Im Mittelpunkt der tragisch-schockierenden Geschichte steht Niko Nenad, zu dieser Zeit ein Treiber der Rumänen (vielleicht war wieder Dracula beteiligt). Bereits im Verlauf des Turniers fiel der Spieler wiederholt durch sein ungezügeltes Temperament auf, welches mitunter in unkontrollierten Gewaltausbrüchen gipfelte. Er zündete beispielsweise aus Frustration seinen eigenen Fuß an und versuchte zwei Mal, einen Schiedsrichter zu erwürgen. Seine Teamkolleg:innen bemühten sich vergeblich, den Trainer davon abzuhalten, Nenad im Finale aufzustellen. Hätte er mal auf seine Schützlinge gehört…

Das Endspiel lief bereits zwei Stunden, als Rumänien immer weiter ins Hintertreffen geriet und am Rande der Niederlage stand. Niko Nenad vollzog in dieser sportlich ausweglosen Situation seinen bereits vor der Partie ausgeklügelten, perfiden Plan. Er schleuderte einen Klatscher aus dem Stadion in einen nahegelegenen Wald. Was harmlos erscheint, war mit einem Fluch verbunden, den er zuvor mithilfe lokaler Schwarzmagier ersonnen hatte. Als der Ball den Wald erreichte, erwachten sämtliche Bäume darin zum Leben und marschierten wie hassgetriebene Bestien auf das Spielfeld. Sie zermalmten alles und jeden auf ihrem Weg und sorgten für zahlreiche Verletzte und Tote. Das Endspiel der WM 1809 hatte sich von einem umjubelten Sportereignis in eine martialische Schlacht verwandelt. Niko Nenad war übrigens einer der ersten Beteiligten, der den Killerpflanzen zum Opfer fiel. Er wurde von einer außerordentlich blutrünstigen Fichte ermordet.

Sieben Stunden dauerte es, bis die versammelten Hexen und Zauberer den Ansturm der brutalen Bäume abwehren konnten. In die Geschichte ging dieses Ereignis als „Angriff des Killerwaldes“ ein, der bis heute wohl brutalsten und schockierendsten Anekdote, die sich jemals im Quidditch zugetragen hat.

Christopher stammt von den Hängen des Erzgebirges, suchte jedoch beizeiten das Abenteuer in der großen Stadt. Seit Kindertagen interessiert er sich für die Länder, Kulturen und Sprachen dieser und anderer Welten. Heraus kamen ein Ethnologie-Studium in Leipzig, die Begeisterung für Tolkiens Werke und ein Plüsch-Chewbacca auf der Couch.

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